Zu Besuch bei NOKI
Noki Ceramics – handgefertigte Keramik aus dem kreativen Herzen von Neukölln
Etwas mit den eigenen Händen zu fertigen, hat nicht nur etwas Schöpferisches, es erzeugt ein Glücksgefühl, erdet und bringt Körper und Geist in den Einklang. Wie kein anderes Handwerk, versinnbildlicht die Keramikkunst das entschleunigte Modellieren mit den Händen, mit viel Achtsamkeit, Ruhe und Liebe zum Detail. Die Perfektion ist die Nicht-Perfektion, denn jedes Objekt ist ein von Hand erschaffenes Unikat. Diesem Handwerk widmen sich immer mehr kreative Persönlichkeiten. Im Herzen von Neukölln trafen wir Christina Proske, die Gründerin des Keramik-Studios noki ceramics. Wie sie mit Formen sowie Materialen experimentiert und was sich hinter ihrem handwerklichen Schaffen im Detail verbirgt, dazu haben wir ihr ein paar Fragen gestellt.
Erzähl uns bitte von Dir, wer steckt hinter noki ceramics und seit wann existiert Dein Brand?
noki ceramics gibt es jetzt offiziell seit knapp 2 Jahren, aber auch bevor ich noki gegründet habe, war Keramik schon lange ein fester Bestandteil meiner Freizeit und ich habe viel Zeit in diversen Keramikstudios und kleinen Werkstätten verbracht. Ursprünglich habe ich Grafikdesign studiert, aber die Aussicht auf unzählige Stunden vor dem Bildschirm, gebündelt mit dem Wunsch nach Handarbeit, hat dann dazu geführt, dass ich meinen kreativen Fokus mehr und mehr auf handwerkliches Arbeiten gerichtet habe. Im Moment miete ich ein kleines Studio in Neukölln, das ich mir mit dem Keramiker Jeremy Bellina teile (shout out Jeremy).
Wie bist Du zu dieser Handwerkskunst gekommen und was fasziniert Dich am Töpfern?
Ich glaube meine Vorstellung irgendwann ein eigenes Keramikstudio zu haben, hat sich nach einem Besuch bei dem Keramiker Fritz Rossmann vor 6 Jahren immer mehr geformt. Einmal eingetaucht in die kreative Blase seiner Werkstatt, verfestigte sich in mir der Wunsch, mir selbst einen solchen Raum zu erschaffen. Ich wollte meine kreativen Impulse nicht mehr nur auf digitaler Ebene, sondern durch handwerkliches Schaffen realisieren. Ich finde es faszinierend, wie uralt und interkulturell dieses Handwerk ist und wie es nie an Relevanz zu verlieren scheint.
Mit noki ceramics kreierst Du unterschiedliche Objekte, auf welche genau bist du fokussiert und was ist Deine besondere Charakteristik?
Ich mache sowohl funktionales Geschirr als auch skulpturale Formen. Für mich ist Keramik ein Träger von Erinnerungen und Emotionen. Bestimmte Objekte können Erinnerungen an Orte oder Personen mit sich bringen, manchmal vielleicht sogar ein Gefühl von Zuhause vermitteln. Womöglich können ja auch meine Stücke für manche zur Behaglichkeit beitragen und irgendwann Teil dieses nostalgischen Gefühls werden.
Welches Objekt erfährt besondere Beliebtheit in Deinem Kundenkreis?
Im Moment sind es Teller, ausgerechnet Teller! Ich glaube kein anderes Objekt ist bei mir im Erschaffungsprozess so oft kaputt gegangen. Aber ich verstehe definitiv den Wunsch nach handgemachtem und mit Bedacht gewähltem Geschirr. Die Verbindung zwischen Tellern und Essen geht über die bloße Funktion des Servierens hinaus, die Wahl des Geschirrs kann die Ästhetik eines gedeckten Tisches aufwerten und fast schon eine sinnliche Verbindung zum Essen eingehen. Ich finde es schön, wenn Essen und Geschirr sich gegenseitig bereichern.
In jedem Deiner Objekte steckt viel Herzblut und Wertschätzung - Beschreibe uns kurz den Entstehungsprozess deiner Stücke von der Idee, bis hin zum fertigen Produkt.
Mein Prozess beginnt meistens mit Skizzen, je nachdem um welches Objekt es sich handelt baue ich manchmal auch kleine Prototypen aus Papier. Aber nichts ersetzt das tatsächliche Ausprobieren. Man kann sich noch so lange den Kopf zerbrechen, am Ende weiß man erst, ob etwas funktioniert, wenn man den Ton in die Hand genommen und die Idee realisiert hat. Und das Schöne ist – wenn man mal nicht zufrieden ist mit seinem Werk, kann man den Ton bis zu einem gewissen Grad einfach wieder recyceln. Das macht das Experimentieren unbefangener.
Du kollaborierst u.a. mit Companion Coffee und Sips Berlin, wie kommt es zu derartig kreativen Synergien?
In Berlin gibt es so viele kleine, unabhängige Unternehmen und ich habe das Glück, wohl auch durch meine langjährige Arbeit im Gastronomie-Bereich, gut vernetzt zu sein. So ergeben sich tolle Kooperationen, man findet sich um gemeinsame Projekte zu erschaffen und sich gegenseitig zu unterstützen. Sowohl Companionals auch Sips vertreiben sehr hochwertige Produkte, die eine besondere Präsentation verdienen. Da liegt es nahe, den Tee in handgefertigten Tassen zu servieren oder die Flasche Naturwein in einen handgemachten Weinkühler zu stellen.
Wie beeinflusst Berlin mit seinen Einflüssen und Energien Dein kreatives Schaffen?
Berlin ist lebendig und inspirierend und super um wertvolle Kontakte zu knüpfen. Umgeben von so vielen anderen Kreativschaffenden wird man ermutigt, die Initiative zu ergreifen und Projekte zu starten. Ab und zu tut es allerdings gut etwas Abstand von der Stadt zu nehmen, um frische Perspektiven zu finden und wieder mehr Raum für die Aufnahme von Eindrücken zu schaffen.
Wie ist die Beziehung zu anderen Handwerkskünstler:Innen – bilden sich kreative und Kollektive und Netzwerke, die sich untereinander unterstützen?
Definitiv! Berlin hat eine sehr lebendige und vielfältige Handwerksszene, in der viel kollaboriert wird, sei es durch geteiltes Wissen, gemeinsame Events oder auch Ressourcenteilung. Letztendlich ist Handwerk kein leicht verdientes Geld und oft eine herausfordernde Tätigkeit, da ist es umso wichtiger, dass man zusammenhält und sich gegenseitig unterstützt.
Wo sind Deine Keramiken neben Deinem neuen Online-Shop noch erhältlich oder vertreibst Du diese online exklusiv?
Manchen meiner Stücke kann man auch in Läden in Berlin begegnen, beispielsweise bei neuzwei in Neukölln. Im Moment läuft das meiste online, aber ich arbeite daran den Verkauf über Geschäfte auszuweiten, vielleicht ja sogar irgendwann über einen kleinen Laden im eigenen Studio?! Sich online Fotos von den Objekten anzuschauen ist zwar bequemer und schneller, aber noch schöner ist es sie selbst in die Hand zu nehmen und betrachten zu können.
Was wäre Dein Traumobjekt, welches du mit Deinen Händen kreieren möchtest?
Irgendetwas Riesiges, vielleicht ein Möbelstück!
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Text und Interview: Christoph Kümmecke
Bilder: Jules Villbrandt & NOKI / Shirley A. Heim