Zu Besuch bei Studio Roiii

KM: Anna, du hast letzten November dein eigenes Keramikstudio Studio Roiii deep down in Berlin-Neukölln eröffnet. Erzähl uns mal ein wenig von dir und deinem Weg zum eigenen Studio. 

Als ich vor etwa vier Jahren schwanger wurde, habe ich zum ersten Mal mit Keramik gearbeitet – ganz ohne große Erwartungen, einfach aus Neugier. Daraus wurde schnell eine Leidenschaft. Ich liebe das Arbeiten mit den Händen und die Ruhe, die dabei entsteht. Seitdem hat mich die Keramik nicht mehr losgelassen.

Ich bin von Haus aus Sozialpädagogin und arbeite sehr gerne mit Menschen. Die Idee, beides zu verbinden – also kreative Arbeit und soziale Begegnung – kam ganz natürlich. So entstand Stück für Stück der Wunsch nach einem eigenen Ort, an dem ich Workshops geben, kreativ sein und Menschen zusammenbringen kann.

Letzten November war es dann soweit: Ich habe mein Studio Roiii eröffnet – mein kleines buntes Paradies. Die Farben und Formen spiegeln meine Persönlichkeit wider, ich liebe es farbenfroh und verspielt. Mein Mann hat mir dabei unglaublich geholfen – alle Möbel im Studio sind handgefertigt von ihm. Das Studio ist also nicht nur ein Arbeitsort, sondern ein Herzensprojekt, das wir gemeinsam aufgebaut haben.


KM: Du nennst dein Studio liebevoll Villa Kunterbunt, welche Uhrzeit liebst du am meisten hier? Bist du lieber allein oder soll die Villa voll sein?

Ich nenne mein Studio liebevoll Villa Kunterbunt, weil es wirklich ein bunter Ort voller Leben, Kreativität und schöner Dinge ist. Am liebsten bin ich vormittags hier – da scheint die Sonne so wunderschön durch die Fenster und taucht alles in ein warmes Licht. Das gibt mir total viel Energie für den Tag. Aber auch abends, im Winter hab ich dann immer meinen Ofen an und Töpfer direkt am lodernden Feuer- so gemütlich!

Ich genieße es sehr, allein hier zu sein – mit einem guten Podcast auf den Ohren und der Tonerde in den Händen. Gleichzeitig liebe ich es, wenn das Studio voll ist und Leben reinkommt. Es ist ein Ort für Begegnung und Austausch. Viele buchen zum Beispiel die Töpfer-Flatrate bei mir – da kann man einmal pro Woche zum freien Arbeiten kommen. So entstehen über die Zeit richtig schöne Routinen und eine kleine Studiogemeinschaft.

KM: Wann hast du das erstmal mit Keramik gearbeitet? Und ist Keramik dein einziger kreativer Output oder machst du noch andere Dinge?

Mit Keramik habe ich zum ersten Mal während meiner Schwangerschaft gearbeitet – ganz intuitiv, ohne Plan, einfach als neue kreative Beschäftigung. Ich hätte damals nie gedacht, dass sich daraus so eine große Leidenschaft entwickeln würde!

Keramik ist mittlerweile mein Hauptfokus, aber nicht mein einziger kreativer Output. Ich häkle auch total gerne – vor allem bunte Balaclavas, die ich im Winter sogar verkaufe. Ich liebe es, Farben zu kombinieren und mit meinen Händen Dinge zu erschaffen, egal ob aus Ton oder Wolle. Für mich ist Kreativität einfach ein Teil vom Alltag – sie findet überall ihren Platz, ich koche zum Beispiel auch total gerne und lass mir hier immer neue Sachen einfallen.

KM: Fast alle deine fantastischen Möbel hat dein Freund gebaut, wie seid ihr auf die Formen und Designs gekommen?

Die meisten Möbel im Studio hat tatsächlich mein Mann gebaut – und ich bin so dankbar dafür! Mir war es wichtig, dass die Einrichtung organisch wirkt, weich in den Formen ist und sich harmonisch in den Raum einfügt. Beim gemeinsamen Brainstormen haben wir dann nach und nach die passenden Formen entwickelt.

Ab da lief es irgendwie ganz von selbst – wir sind ein richtig gutes Team, wenn es um kreative Projekte geht. Es macht einfach wahnsinnig viel Spaß, gemeinsam Ideen zu spinnen und sie dann mit den eigenen Händen umzusetzen. So ist das Studio wirklich ein Herzensprojekt von uns beiden geworden.


KM: Deine Keramik ist herrlich einzigartig, kein Produkt gleicht dem andern und auch bei der Lackierung setzt du auf bunte Muster. Was inspiriert dich? 

Ich lasse mich stark von der Natur inspirieren – besonders von der Unterwasserwelt, Korallen, organischen Formen und Strukturen. Da gibt es so viele wunderschöne Details, die ich in meinen Arbeiten aufgreife. Auch Farben spielen eine große Rolle für mich – momentan liebe ich zum Beispiel Buttergelb und zartes Rosa, aber das ändert sich ständig, je nachdem, was mir gerade begegnet.

Oft gehe ich ganz intuitiv an den kreativen Prozess heran, ohne eine feste Vorstellung. Ich lasse mich vom Material leiten, und genau dabei entstehen oft die schönsten und überraschendsten Stücke. Ich liebe auch das „unperfekte“ total. Jedes Teil ist dadurch wirklich einzigartig – und das liebe ich an der Keramik.

KM: Und wenn du mal ganz leer bist, wohin gehst du oder was machst du um neue Ideen zu finden?

Wenn ich mal ganz leer bin, hilft es mir am meisten, bewusst eine Pause zu machen. Etwas ganz anderes tun, lachen, den Kopf frei bekommen. Kreativität lässt sich nicht erzwingen – das musste ich mit der Zeit lernen. Und ja, Töpfern kann auch echt frustrierend sein, gerade wenn Dinge schiefgehen oder nichts so wird, wie man es sich vorgestellt hat.

Aber ich habe für mich gelernt: dranbleiben. Weitermachen, auch wenn’s mal stockt – irgendwann kommt der Flow meistens von selbst zurück. Und oft ist genau das dann der Anfang für neue Ideen. Außerdem lieb ich Projekte mit anderen Künstler*Innen total- das inspiriert mich immer wieder sehr! 

KM: Du gibst regelmäßig Kurse, wo kann man die buchen?

Meine Kurse kann man ganz unkompliziert über meinen Onlineshop buchen: https://studioroiii.de/ 

Es gibt Angebote für Erwachsene und auch spezielle Kinderkurse ab 5 Jahren. 

Außerdem freue ich mich immer über persönliche Anfragen – zum Beispiel für Teamevents, Junggesellenabschiede, Geburtstage oder Babypartys oder worauf man eben Lust hat! 

Das Studio ist ein wunderbarer Ort für kreative gemeinsame Zeit! Man kann zum Beispiel auch den ganzen Studio Space mieten- einfach Anfragen.

KM: Was ist die nächste Studioanschaffung, die du planst?

Als nächstes steht eine ganz besondere Verschönerung an: Ich möchte den Studioboden neu und kreativ bemalen. Die Idee dafür habe ich schon länger im Kopf – etwas, das den Charakter des Studios nochmal unterstreicht und richtig gute Laune macht, sobald man reinkommt. Es soll auf jeden Fall bunt und einzigartig werden – ganz im Roiii-Style!

KM: Welches Piece würdest du niemals verkaufen und warum?

Die erste Vase, die ich je gemacht habe – meine klassische Butter-Vase – würde ich niemals verkaufen. Sie steht bei mir zu Hause und erinnert mich immer an den Moment, als ich gemerkt habe: Wow, das liegt mir richtig gut. Sie war der Anfang von allem, ein echtes Herzensstück, und hat für mich einen ganz besonderen emotionalen Wert.

KM: Welche Musik läuft hier im Studio am meisten?

Wenn ich allein im Studio bin, läuft meistens Deutschpop – ich liebe es einfach, auch wenn ich mich manchmal ein bisschen dafür schäme, haha. Aber was soll ich sagen: Die Musik bringt mich total in den Flow und sorgt für gute Laune beim Arbeiten.

Während der Kurse läuft allerdings keine Musik. Ich finde, es ist schöner, wenn keine Musik läuft – so entsteht eine entspannte, offene Atmosphäre, finde ich. 

KM: Wohin muss man gehen wenn man schon mal hier in der Gegend ist?

Wenn man schon mal hier in der Gegend ist, lohnt es sich auf jeden Fall, etwas Leckeres zu essen – am liebsten in der Sonne und möglichst nah am Wasser. Es gibt tolle Restaurants ganz in der Nähe, zum Beispiel die Knödelwirtschaft – sehr zu empfehlen!

Und ich liebe den Karl-Kunger-Kiez, der ist nicht weit weg. Da gibt’s viele süße kleine Läden und Cafés. Besonders ans Herz legen kann ich Yukalou, einen ganz liebevollen Kinder-Secondhandladen – richtig schön zum Stöbern!

Bild: Monja Gentschow

Hier findest du Studio Roiii:

Harzer Str. 24, 12059 Berlin / Website / Instagram

Interview und Fotos: Jules Villbrandt

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