Zu Besuch bei Julia Schauenburg-Kacem
Julia, wer dich schon länger kennt, weiß wie lange ihr euer Haus gesucht, gefunden und vor allem renoviert habt. Erzähl uns gern mehr über euer Haus. Wer wohnt hier? Wie groß ist euer Haus? Wie lange hat es von Kauf bis Einzug gedauert?
Wir wohnen hier mal zu fünft mal zu siebt. Also mein Mann, unsere drei Boys und ich, dann wohnt bei uns immer ein Au-Pair und einige Wochen im Jahr die Mutter meines Mannes, was übrigens wunderschön ist.
Wir haben ein Jahr nach einem Haus gesucht und dieses schmerzhafte fünf Jahre circa renoviert … und es durch ein ausgebautes Dach und Wintergarten von ca. 160 QM auf ca. 220 vergrößert. Nach zweieinhalb Jahren Renovierung sind wir in der Pandemie auf die Baustelle gezogen, weil die Kids in der Wohnung die Wände hochgegangen sind, aber fertig wurden wir lange nicht, es gibt immer noch nicht behobene Mängel.
Welcher Ort oder welche Ecke in eurem Haus ist dein Lieblingsort?
Der Wintergarten. Im Winter bekommt unser Haus kein direktes Sonnenlicht, da ist er die Rettung. Und nun sitze ich gerade jeden Abend glücklich auf der Terrasse, weil der Frühling endlich da ist.
Ihr habt euer Haus sehr detailverliebt gestaltet. Wir lieben alles und besonders den Wäscheschlucker, der direkt in den Keller führt. Das ist gefühlt der Traum einer jeden Familie, oder? Welche Träume hast du dir im Haus noch erfüllt?
Der Wäscheschacht ist wirklich mega gut. Und ich liebe alle unsere Einbauten, da wir dadurch so viel Stauraum und Platz geschaffen haben und viel weniger (sichtbares) Chaos.
Was würdest du heute in Sachen Hausumbau anders machen, falls du etwas anders machen würdest, was ist dein Rat an all diejenigen, die planen ein Haus zu sanieren oder zu bauen?
Ich würde das Bauunternehmen genauer recherchieren. Mit ehemaligen Bauherren/Damen sprechen, also sie wirklich treffen. Da kann man sich viel Ärger ersparen. Ich habe erst im Nachhinein von anderen gehört, die gegen unser Unternehmen mit Anwält*innen vorgegangen sind. Dafür hatte ich nicht mehr die Kraft. Aber überrascht hat es mich nicht.
Ich würde einen Architekten und Bauleiter wählen, der in der Nähe wohnt und die Häuser im besten Falle schon kennt, wenn es sich um Renovierungen handelt und auf jeden Fall Nachbar*innen befragen. Alles, was wir später mit Personen, die aus der Nachbarschaft empfohlen wurden, gemacht haben, hat besser funktioniert. Ansonsten ist renovieren einfach hardcore.
Euer Haus ist voller Dinge und Objekte, die mit ganz besonderen Storys verbunden sind, magst du uns eine Geschichte erzählen?
Ich finde, ein Haus braucht Kunst.
Ich habe selbst Kunst studiert und schon immer Kunst gekauft. Anfangs bei Student*innen Ausstellungen und so habe ich auch noch einige Bilder aus meinen Jahren in Sydney, die mir viel bedeuten.
Ansonsten erfreue ich mich immer an schönen vintage Funden. Der Murano Leuchter, den ich auf Vinterior.uk gefunden habe, den Roche Bobois Couch Tisch, den ich bei Kleinanzeigen durch Zufall erspähte. Ich suche selten direkt nach Dingen, sondern stöbere einfach gern. Auf Reisen macht es natürlich am meisten Spaß und so kann es schon mal sein, dass ich mit Stühlen oder anderem sperrigem Gepäck nach Hause reise.
Auch in eurem Hause ist die Hingabe zu Teppichen unübersehbar. Wie kam es zur Liebe und zum Business, Berberteppiche und Vintageteppiche professionell zu verkaufen? Wann habt ihr Berberlin gegründet? Auf welche News dürfen wir uns bald freuen?
Ich liebe sie einfach wirklich. Durch das Reisen in Tunesien und Marokko vor vielen Jahren kam die Leidenschaft für dieses wunderbare Handwerk. Ich kam gerade von 13 Jahren in Sydney zurück, wo der Trend schon gelebt wurde, der aber in Deutschland noch gar nicht angekommen war.
Ich bin ja eigentlich Fotografin und Walid Ingenieur. Und als wir mit unserem ersten Kind schwanger waren, hatten wir Lust auf Veränderung. Walid kommt aus Tunesien und hat Amazigh Wurzel, und so waren diese Reisen auch zum Teil eine Reise zu seiner eigenen Geschichte und für uns eine Möglichkeit viel tiefer einzutauchen als es wahrscheinlich anderen vergönnt ist. So gründeten wir vor fast acht Jahren zusammen mit einigen Frauen das erste Atelier in Marokko. Und öffneten unser Wohnzimmer Kund*innen, die über Instagram zu uns fanden. Nach ein paar Jahren trauten wir uns dann an einen Showroom in Kreuzberg und einen online Shop. Es war eine ziemlich verrückte Zeit, ich war schwanger mit den Zwillingen und hatte ein Kleinkind, eine Baustelle und wir renovierten einen Laden, den wir dann in diesem ganzen wilden Chaos, das unser Leben war, öffneten.
Mittlerweile haben wir ein kleines, tolles Team und arbeiten mit vielen Familienbetrieben in Marokko und Tunesien zusammen. Noch immer suchen wir jeder Teppich selbst aus. Wir setzen eigene Designs um, finden die schönsten Vintage Teppiche und es macht echt irre Spaß.
Wir sind organisch gewachsen und uns gefällt diese nicht auf maximalen Profit ausgerichtete Art zu Leben und zu Arbeiten. Mit traditionellem Handwerk und nachhaltigen Materialien zu arbeiten, gibt einem auch viel zurück.
70 % unserer Kund*innen kommen für einen 2. , 3. oder 10. Teppich zurück, wir haben eine krasse Community auf Instagram und all das macht natürlich sehr zufrieden. Letztes Jahr haben wir eine Kollaboration mit der bezaubernden Sarah von Gretas Schwester gemacht, die in 53 Minuten ausverkauft war. Dieses Jahr kommt wieder eine spannende Kollaboration, an der wir gerade arbeiten, und ich freue mich schon riesig. Kann ich aber noch nicht verraten.
Ansonsten habe ich unendlich viele Pläne und Ideen, aber halt auch drei crazy coole Kinder und das Bedürfnis eine gute Balance zwischen meinem Unternehmerinnendasein und dem restlichen Leben hinzubekommen.
Und deswegen werden wahrscheinlich nicht alle Ideen umgesetzt werden können, aber hoffentlich so einige. Denn die sind echt gut. Manchmal ein bisschen verrückt vielleicht, aber so wird’s nicht langweilig. Für die Umsetzung ist mein Mann dann meist zuständig. Er und ich teilen uns Kinderbetreuung und Business 50/50, und so ist es irgendwie alles ein schönes turbulentes Familiending.
Du kommst aus Hamburg, hast lange Zeit auch in Australien gelebt und lebst jetzt in Berlin? Was hat Berlin, was die anderen nicht haben?
Hamburg ist schön, Sydney schöner und in Berlin ist man frei. Hier kannst du sein, wer du sein möchtest. Und das ist so gut! Gerade, wenn man sich selbst früher oft wie ein Paradiesvogel im falschen Film gefühlt hat, weiß man das sehr zu schätzen. Ich liebe, mit welchem Selbstverständnis meine Kinder in einer diversen Welt hier aufwachsen.
Wäre der Winter nicht so verdammt lang und grausam … die Winter machen mir wirklich zu schaffen und vielleicht ist Berlin deswegen auch noch nicht Endstation.
Welche Orte sind in Berlin deine Lieblingsorte? (Restaurants, Shops, Cafés …)
Bestes Frühstück gibts bei TwoTrick Pony, schönste Dinge beim Amore Store, Vintage Lampen bei Kramari, Vintage Möbel bei Another June und ich liebe es über den türkischen Markt am Maybach Ufer zu laufen, natürlich mit kurzem Stop bei Brammibals Donuts. Die besten Abende hab ich mit Freundinnen im Beuster.
Und Kreuzberg ist voller süßer, inhaberbetriebener Läden. BERBERLIN natürlich aber auch: für Kids: Mjot, Folkberlin & Heimatkinder, natürliche Weine: 8greenbottles, Geschenke:Schwesterherz, und Essen von den Märkten und Markthallen. Ab und zu geht es ins KaDeWe.
Und irgendwie bin ich selbst überrascht und es gibt mir zu denken, dass ich hier keinen so richtig mega tollen, individuellen Interieur Laden nennen kann. Da ginge noch mehr in Berlin. Oder behelligt mich, wenn mir einer noch nicht bekannt ist.
Ihr habt drei Jungs — also ist immer etwas los! Wo geht ihr mit euren Kids am liebsten hin?
Wir wohnen direkt am Tempelhofer Feld und das ist wirklich grandios. Die Huggelpiste mit den Rädern überqueren, dem Sonnenuntergang entgegenfahren, vorbei an Drachenflieger:innen, Skater:innen, Picknickenden und Raver:innen.
Da verspüre ich so richtig Berlin Liebe. Ansonsten sind wir viel aus Sportplätzen unterwegs und im Sommer am See.
Sofa oder Bett?
Teppich ;)
Tee oder Kaffee?
Morgens Kaffee und jeden Abend Kräutertee.
Berlin oder Sydney?
Puh. Große Liebe für beide: aber Sydney ist unschlagbar. Palma?
Pommes oder Austern?
Austern.
Pool oder Meer?
Das Mittelmeer
Garten oder Park?
Also eigentlich dachte ich ich bin Typ Park. Aber auch wenn es etwas spießig ist, liebe ich es in meinem Garten rumzubuddeln.
Küchenparty oder Club?
Lange Jahre und Nächte in den Clubs die Nacht zum Tag gemacht, aber nothing beats a Küchenparty!
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Fotos und Interview: Jules Villbrandt // Video & Collage: Jonas Zeitler // Musik: Philipp Priebe // Dieser Beitrag enthält Affiliate-Links.