Zu Besuch bei Monja Gentschow
Wir kennen dich von deinen Arbeiten für keinemusik schon seit Jahren. Kannst du uns kurz einen Einblick in deinen künstlerischen Werdegang geben?
Ich habe während meines Studiums gleichzeitig angefangen das Logo und die Artworks für keinemusik zu gestalten und meine Rubrik monifaktur bei ignant gestartet. Dort habe ich mich wöchentlich mit der Definition von Begriffen beschäftigt und dazu Skizzen und unfertige Bilder hochgeladen, um dem damals startenden Hype der perfekten „Designblog-Ästhetik“ entgegenzuwirken. Ich war Anfang zwanzig und hab mein Studium durch Kellnern finanziert. Es kamen dann aber immer mehr Aufträge dazu, sodass ich das Kellnern an den Nagel hängen konnte und mein Studium nahtlos in die Selbstständigkeit überging.
Seit wann arbeitest du auf Leinwand?
Ich glaube, im Grunde genommen wollte ich schon immer Malen. Da ich aber kleinformatig und auf Papier anfing, hatte ich irgendwann fast ein wenig Respekt vor großen Formaten. Vor zwei Jahren und nach zehn Jahren Selbstständigkeit (in Artdirektion, Illustration, dem Design einer Kollektion) hatte ich Lust keine Deadlines mehr zu haben und mal zu gucken, was dabei rauskommt, wenn es keine Vorgaben gibt. Ich hab im Sommer 2020 eine Woche in der Laube gewohnt und dort meine erste Leinwand gemalt. Das war vor zwei Jahren und seitdem wurde das Malen immer mehr und die Auftragsarbeiten immer weniger. Mir gefällt es sehr gut als klassische Künstlerin in voll gemalter Jogginghose durch den Alltag zu gehen, aber ganz aufhören möchte ich mit dem illustrieren nicht. Ich vermisse es ein bisschen, mir morgens ein richtiges Outfit anzuziehen, Meetings zu haben und auch der Austausch mit Menschen im Arbeitsprozess würde mir auf Dauer fehlen.
Deine Reihe Kurzurlaub ist ab dem 17.11. in der HVW Gallery zu sehen, wie kam es dazu?
Manuel Osterholt, selbst Künstler und Galerist der HVW8 hat mich mehrmals bei Gruppenausstellungen ins Boot geholt. Und als sich meine Werke immer recht schnell verkauften, hat er mich motiviert eine eigene Soloshow zu machen. Die Thematik der Bilder ist sozusagen aus meiner Lebenssituation entstanden. Ich bin vor zwei Jahren Mutter geworden. Seitdem bin ich noch sensibler, als ich eh schon war und kann zeitweise kaum mehr Nachrichten gucken. Das Stresslevel mit einem Baby oder Kleinkind ist natürlich auch etwas höher und Corona hat alles nicht leichter gemacht, daher reise ich beim Malen sozusagen in meinen täglichen Kurzurlaub. Ich mag die Idee, dass meine Bilder Wärme ausstrahlen und bestenfalls beides, Malen und Betrachten, Freude bringt.
Was bedeutet Urlaub für dich? Und wohin ging dein letzter Kurzurlaub?
Ich habe rausgefunden, dass es für mich keine Work-Life-Balance gibt, sondern ganz viel work und dann ganz viel life. Ich arbeite meist zehn Monate und bin dann mit meinem Freund und unserer Tochter (und manchmal kommt auch meine Mutter ein paar Wochen mit) zwei Monate weg. Letztes Jahr waren wir in LA, dieses Jahr ist noch offen. Zwischendrin machen wir dann ein paar mal Kurzurlaub. Der letzte ging nach Mallorca. Und im Sommer sind wir viel in unserer Laube in Brandenburg, die wir mit Freunden teilen.
Was ist dein absolutes Lieblingsmedium in der Gestaltung….
Das ist wirklich schwer zu entscheiden, aber ich glaube der Mix aus Collage und Acryl auf Papier.
Dein Atelier ist wie ein kleines Türmchen. Wie arbeitest du am liebsten? Mit Musik oder ohne? Hörst du Radio oder Podcast und wenn ja welche?
Ja, wir nennen es auch das Turmzimmer. Oder die Ranch, weil man vom Fenster aus auf einen kleinen Ponyhof gucken kann, was für mitten in Kreuzberg irgendwie ziemlich dreamy und speziell ist. Ich kann mich dort oben super konzentrieren, weil man von der Außenwelt nichts mitbekommt. Wenn ich rausgehe, bin ich aber in drei Minuten am Kotti. Ich arbeite meist mit Musik und die zuweilen auch gut laut. Podcasts höre ich auf dem Fahrrad zum Studio und zurück. Ich liebe Kaulitz Hills, Und was machst du am Wochenende und fest und flauschig.
Welche Projekte stehen in nächster Zeit an, wovon träumst du?
Weitermalen, ab und zu einen schönen Auftrag, und ein bisschen mehr Freizeit.
Bei welchem Künstler hättest du einen Fanmoment?
Meret Oppenheimer. Und Paul Klee, wenn er zeichnet.