Zu Besuch bei Sarah Gottschalk

Ein Hoch auf die Bonbonwohnungen dieser Stadt! Wir waren zu Gast für eine neue Homestory in der farbenfrohen Wohnung von Sarah Gottschalk. Sarah ist Mitgründerin des Blogazines This is Jane Wayne und wohnt mit ihren zwei Kids und ihrem Freund in Berlin-Kreuzberg.

HUB: Sarah, du wohnst in einer wunderschönen Altbauwohnung in Kreuzberg, wie groß ist die Wohnung und wer wohnt hier?

SG: Wie lieb, Jules, danke sehr! 123 qm ist die Wohnung groß und insgesamt beherbergt sie nach unserem kleinen Umbau vier Zimmer und ein Bad. Wir, das sind mein Freund, meine beiden Kinder und natürlich ich.

HUB: Ihr habt die Wohnung gekauft, wie habt ihr so ein Sahnestück mit extra viel Stuck im Traumkiez gefunden?

Ich finde es nach wie vor selbst immer noch ein bisschen absurd, aber sie flatterte tatsächlich einfach über Immobilienscout in mein Postfach. Vier Jahre lang hatte ich den „Alert“ aka den Suchauftrag und es kam über all die Jahre nicht einmal ansatzweise etwas passendes rein. Aber scheinbar wollte das Universum es bei diesem Glücksfund einfach: Privatverkauf ohne Maklerprovision! Was für ein kleines Wunder in dieser Stadt, in der die Miet- und Kaufpreise irgendwann mit Anlauf ins Unermessliche stiegen und ein Ende, selbst in Zeiten wie diesen, noch immer nicht in Sicht ist.

HUB: Wow, so ein Glück. Wenn das Universum also Wünsche erfüllt. Was hast du vor dem Kauf nicht gewusst und hättest es aber gern?

SG: Ich wusste rein gar nichts, weil ich mich innerlich auch immer gesträubt habe, mich zu verschulden. Zwar wollte ich, ganz naiv, immer auch als eine Art Altersvorsorge eine eigene Wohnung kaufen, aber so richtig konnte ich mir nicht vorstellen, wie wir mit so einem hohen Kredit nachts überhaupt gemütlich einschlafen würden. Man muss eine ganz schöne Menge an Informationen über sich bereitstellen, damit die Bank überhaupt eine Kredithöhe einschätzen und eine Tilgungsrate feststellen kann. Und so richtig kann man sich im Vorfeld, ohne ein konkretes Objekt, auch gar nicht bei der Bank beraten lassen, weil die natürlich den Wert der Immobilie einschätzen muss. Wenn es aber konkret wird und Interesse da ist, muss alles auf einmal ganz schnell gehen. Überhaupt bedeutet Kaufen (in Berlin): 30 Minuten reinschauen und dann bitte schnell entscheiden, ob ein Kaufinteresse besteht. Ein klein wenig absurd und ziemlich überfordernd. Und als Laie kann man hier sicher auch ganz schön einfach übers Ohr gehauen werden. Wir waren Laien und hatten einfach Glück, auf so ehrliche und nette Vorbesitzer*innen gestoßen zu sein. Dass all das so überfordernd sein kann, habe ich unterschätzt. Ich kam mir in all dem Prozedere wahnsinnig naiv, überrumpelt und wie im Traum vor und kann allen nur raten, sich mit den eigenen Finanzen und den eigenen Möglichkeiten im Vorfeld einmal richtig auseinanderzusetzen: Und zwar nicht nur einmal, sondern regelmäßig – und vielleicht sogar bei verschiedensten Geldinstituten der Berater*innen. Das hätte ich nicht nur gern vorher verinnerlicht, sondern auch in die Tat umgesetzt.


HUB: Welche Entscheidungen beim Einrichten waren die kompliziertesten?

SG: Ob alles so zusammenpasst, wie wir uns das vorgestellt haben. Passt die Blaue Wand im Schlafzimmer überhaupt zu den Möbeln? Funktioniert eine gelbe Küche mit einer rosafarbenen Wand auch noch nach drei Jahren oder sehen wir uns schneller satt, als uns lieb ist? Ich habe es ganz klar unterschätzt, dass die Dinge miteinander verwoben sind und hätte mir hier durchaus mal ein paar Moodbilder im Vorfeld erstellen können, statt einzelne Puzzleteile zu nehmen und zu hoffen, dass ein Schuh draus wird. Das Schöne ist, dass sowohl ich, als auch mein Freund ziemlich flexibel sind und Impulse auch einfach umsetzen. Das heißt: Wenn uns etwas nicht gefällt, dann ändern wir es eben. Vielleicht beim nächsten mal aber wirklich mit Moodboard, damit keine bösen Überraschungen drohen. Noch eine Sache, die ich wahnsinnig kompliziert finde: Wie soll man sich bei so vielen schönen Strömungen entscheiden oder festlegen? Das bereitet mir bis heute Kopfzerbrechen.

HUB: Wo findest du Inspirationen? Wer ist dein Interior-Hero?

SG: Ganz sicher am meisten auf Instagram und hier gibt es auf jeden Fall gleich mehrere Einrichtungsstile, die ich ziemlich grandios finde und die meine beiden Interior-Herzen ganz gut Wiederspiegeln: die bunte Welt der Trinekjaer, der ich bestimmt schon seit neun Jahren folge und die sanfte und zugleich irre beruhigende Welt der Nella Beljan. Bis heute kann ich mich nicht entscheiden, in welchen Universen ich lieber Zuhause wäre!

HUB: Auf was bist du ganz besonders stolz in eurer Wohnung?

SG: Darauf, dass wir für unsere nun sechsjährige Tochter aus dem Durchgangszimmer aka der alten Küche ein Kinderzimmer gestaltet haben, eine Wand und eine Decke zogen und ihr ziemlich minikleines Zimmer durch eine zweite Schlafetage vergrößern konnten. Wir gehen jetzt praktisch unter ihrem Bett durch, um ins Bad zu kommen. Klingt kompliziert, ist es aber gar nicht. Dass das hält und das ein erster Gedanke so vortrefflich funktioniert hat, das macht mich sehr stolz. Wenn das Zimmer jetzt nun auch noch regelmäßig aufgeräumt wäre, würde mir das Herz platzen!

HUB: Ihr habt eine wunderbar große Küche, was kocht ihr hier am liebsten?

Am liebsten lasse ich hier den Backofen kochen und schiebe verschiedenste Kohlsorten von Spitzkohl bis Rotkohl über Blumenkohl hinein, hohle Hasselback Kartoffeln heraus oder serviere eine Artischocken-Lasagne. Ich liebe es, für Freund*innen zu kochen und mittendrin zu sein, wenn es brutzelt. Ich habe aber auch eine ziemlich große Schwäche für selbstgemachte Nudeln und schaffe es im Handumdrehen, gleich alle mit einzubinden, auch wenn ich mir stets vornehme, alles alleine zu wuppen und aufzutischen. Klappt immer eher so mittel.

HUB: Herrlich und welche nächsten Anschaffungen steht ganz oben auf deiner Wunschliste?

SG: Ich bin noch ziemlich unschlüssig, welche Lösung in unserem Flur wohl die ultimative Schuhlösung sein könnte und spiele gerade mit dem Gedanken, mir einen USM-Mix im Karomuster aus orangenen und weißen Blenden zu leisten. Oder aber es wird eine Einbaulösung von einem Profi, der sich mit kleinen Fluren und großartigen Lösungen auskennt. Ich bräuchte die Person dann nämlich auch noch mal im Bad, da wäre auch Handlungsbedarf! Es steht noch sehr viel auf unserer Liste: Die Holztüren müssen noch alle lackiert werden, die Holzfenster sowieso. Fußleisten fehlen nahezu überall und durch das Zimmer unseres Sohnes müssten wir auch irgendwann noch einmal fegen und uns ein Konzept überlegen. Aber nun: Alles irgendwann. Wir haben hier hoffentlich noch ein paar Jahre Zeit!

HUB: Wie viel arbeitest du von Zuhaue aus?

SG: Aktuell bin ich komplett im Home Office und so wie es aussieht, wird das wohl auch noch lange so bleiben. Kurzum: die ganze Zeit! Allerdings fehlt es mir sehr, mit unserem Team zusammen zu kommen und die Wohnung für die Arbeit zu verlassen.
HUB: Du und Nike seid ja Blogger innen der ersten Stunde, was hat sich in den letzten Jahren verändert?

SG: Alles und nichts, würde ich sagen. Natürlich ist die Arbeit viel professioneller geworden, der eigene Anspruch ist gestiegen und der der Kund*innen natürlich auch. Gleichzeitig sind zig weitere Medien dazugekommen, die bedient und mit Content gefüllt werden wollen. Der Content selbst hat sich in alle Himmelsrichtungen ausgedehnt, ist politischer geworden, wieder ernster und manchmal auch schwerer. Als wir 2010 starteten gab es ja nicht einmal Instagram und von Live-Videos redete niemand. Auch war die Zeit gefühlt nicht so in Aufruhe, wir waren es zumindest nicht. Die Arbeit ist aber auch genauso flexibel und spontan geblieben. Ich glaube, auch wir sind ganz schön wir geblieben, vielleicht, weil wir noch immer die ganze Zeit aufeinander hocken und uns dabei nicht langweilig wird. Das ist irgendwie ganz schön schön!

HUB: Wenn du in die Kugel schaust, wie sieht die Zukunft des Bloggens aus?

SG: Das werde ich in letzter Zeit so oft gefragt und ich habe keine richtige Antwort. Ich glaube ja, dass es ein bisschen zurück zu den Anfängen geht, dass es wieder persönlicher wird, weil viele ihren eigenen Weg gefunden haben, nachdem sie sich eventuell zwischendurch etwas verloren haben oder sich ausprobiert haben. Nach wie vor wollen alle individuelle, ehrliche Geschichten – und das macht das Bloggen am Ende des Tages natürlich aus. Bloggen ist ein Hybrid – und das wird weiter in ganz viele verschiedene Richtungen wachsen. Dafür sind subjektive Geschichten einfach zu interessant, zu ehrlich und zu unterschiedlich.

HUB: Welche 3 Accounts auf Insta sollte man nicht verpassen?

SG: Natürlich @_officina8, @nella.beljan & @cathdelichtenberg

Sarahs Insta: @sara_jane

Interview&Text: Jules Villbrandt

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